Was versteht man unter Horizontalspülbohrung?
Gesteuertes Bohren, auch bekannt als Horizontalspülbohrverfahren (HDD – Horizontal Directional Drilling), ist eine grabenlose Bohrtechnik, mit der Rohre, Kabel oder Leitungen unter Hindernissen wie Flüssen, Straßen, Eisenbahntrassen oder Gebäuden verlegt werden – ganz ohne große Baugruben oder aufwändige Erdarbeiten.
Diese moderne Spülbohrtechnik ermöglicht die Verlegung vom Boden aus, wodurch bestehende oberirdische und unterirdische Infrastrukturen unberührt bleiben. Dank hochentwickelter HDD-Bohranlagen (auch Rigs genannt) eignet sich das Verfahren für unterschiedlichste Projektgrößen – von kleinen Hausanschlüssen bis hin zu großdimensionierten Rohrleitungen mit Durchmessern von 25 mm bis 1400 mm.
Wie funktioniert das gesteuerte Horizontalbohren?
Der HDD-Bohrprozess besteht aus drei Hauptphasen:
1. Pilotbohrung (Lenkung)
Zunächst wird mit einem gesteuerten Bohrkopf ein schmales Bohrloch entlang eines exakt geplanten Kurses gebohrt. Die exakte Position und Richtung des Bohrkopfes werden kontinuierlich mit Ortungssystemen wie optischen Gyroskopen oder Walkover-Empfängern überwacht. Der Gyroskop-Sensor misst die Ausrichtung relativ zum geografischen Norden, während spezielle Software die Lage präzise bestimmt.
2. Aufweitung des Bohrlochs (Reaming)
Nach der Pilotbohrung wird das Bohrloch mithilfe von Reamern (Räumern) schrittweise erweitert, um Platz für die finale Rohrleitung zu schaffen. Gleichzeitig wird Bohrspülung (meist bentonitbasiert) eingesetzt, um das Bohrmaterial abzutransportieren und die Bohrlochwand zu stabilisieren. Dieses Verfahren reduziert Reibung, kühlt das Werkzeug und verhindert den Kollaps des Bohrkanals.
3. Rohreinzug
Ist die gewünschte Bohrlochausdehnung erreicht, wird die Rohrleitung an den Bohrstrang gekoppelt und durch das Bohrloch zurückgezogen. Der Einzug erfolgt kontrolliert über ein Wirbel (Swivel), das verhindert, dass sich Drehkräfte auf die Leitung übertragen. Das Resultat ist eine präzise und spannungsfreie Installation.
Wo kommt das HDD-Verfahren zum Einsatz?
Gesteuertes Horizontalbohren eignet sich besonders für Projekte, bei denen klassische Aushubmethoden nicht praktikabel oder zu riskant sind. Typische Einsatzbereiche:
- Unterquerung von Flüssen, Kanälen oder Bahntrassen
- Verlegung unter Straßen und Autobahnen – ohne Verkehrsbeeinträchtigung
- Städtebau mit begrenztem Platzangebot
- Bauprojekte in Gebieten mit hohem Grundwasserspiegel
- Umwelt- oder Denkmalschutzbereiche mit strengen Auflagen
Wann ist HDD die beste Wahl?
Das Horizontalspülbohrverfahren ist ideal, wenn offene Gräben zu aufwendig, teuer oder technisch unmöglich sind. Besonders in urbanen oder ökologisch sensiblen Gebieten bietet HDD die effizienteste, schonendste und zukunftssicherste Lösung.
Fazit: HDD – Die Zukunft der grabenlosen Verlegetechnik
Das HDD-Verfahren kombiniert moderne Bohrtechnologie mit hoher Präzision und minimalem Oberflächeneingriff. Es eignet sich für verschiedenste Bodenarten und ermöglicht eine schnelle, sichere und wirtschaftliche Rohrverlegung – ob unter Straßen, Gewässern oder bebauten Flächen.